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# Schlaganfall – Ich bin jung, ich bin gesund und dennoch ist alles anders

Fräulein Wirbelwind - Schlaganfall

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Heute ist es genau ein Jahr her, dass ich einen leichten Schlaganfall hatte. Inzwischen geht es mir wieder so weit besser, dass der Schlaganfall nicht mehr komplett mein Leben bestimmt, aber zeitweise war es so.
Ich muss gestehen das mir bis zu meinem eigenen Schlaganfall nicht klar war was die Symptome eines Schlaganfalles sind: irgendwie bekommen sowas ohnehin nur ältere Menschen und in ganz, ganz seltenen Fällen  auch jüngere Menschen – so meine Denkweise bis vor einem Jahr.
Was soll ich sagen ich wurde eines Besseren belehrt. Ich bin jung, kerngesund und durch den Ausdauersport habe ich einen schönen ruhigen Puls. Also bin ich fern von Bluthochdruck, die Pille nehme ich auch schon seit Jahren nicht mehr und eine familiäre Vorbelastung gibt es auch nicht.

 

Statistisch gesehen nimmt die Zahl an jungen Menschen die einen Schlaganfall erleiden stetig zu!

 
Von daher wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, dass ICH einen Schlaganfall erleiden könnte…. Aber ich glaube, genau deswegen ist es so wichtig meine Geschichte zu erzählen und damit zu sensibilisieren, dass ganz anders laufen kann und man dann am besten richtig handelt.
Nun aber erstmal zurück zum Anfang, denn Fakt ist, wenn jemand einen leichten Schlaganfall hat, dann kann auch das sehr weitreichende Konsequenzen haben,  zumal die üblichen „Bilder“ eines Schlaganfallpatienten einem nicht direkt präsent sind. Zudem können  die Symptome sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
Bei mir fing es an, dass wir Küchensachen zusammengepackt hatten die wir verschenken wollten. Es war warm, und als ich die Kiste auf den Boden abgestellt hatte und wieder hoch kam dachte ich im ersten Moment, dass mein Kreislauf verrückt spielt, weil ich auf dem linken Auge plötzlich nichts mehr sehen konnte. Als ich aber merkte das es nur das Linke war und mir nicht schwindelig wurde, bekam ich als Erstes einen riesen Schreck; mein erster Gedanke war „Jetzt habe ich mein Augenlicht verloren“. Auf diesen Schreck musste ich mich auch erstmal auf das Sofa setzten, ganz, ganz langsam nach und nach kam das Sehvermögen links wieder. Zuerst wurde die Sicht ganz grau, dann immer mehr mit weißen Linien durchzogen bis ich eine kurze Zeit später wieder alles sehen konnte. Ich war erstmal sehr erleichtert.
Dennoch fuhren wir in die Augenklinik um es abklären zu lassen, denn normal ist das ja nicht, dass man Minuten lang auf dem einen Auge nichts sieht.
Es war der Samstag des Pifngstwochenendes, dementsprechend war auch abends viel los beim augenärztlichen Bereitschaftsdienst, der hier direkt im Krankenhaus angegliedert ist. Das machte mir generell auch nichts, ich dachte in dem Moment nicht das ich ein „Notfall“ sein könnte, oder dass es was Ernstes sein könnte. Mein größtes Problem, so schien es mir in dem Moment, war ja gelöst…. Schließlich konnte ich ja wieder sehen.
Nachdem wir ein paar Minuten im Wartezimmer saßen merkte ich das meine linke Gesichtshälfte anfing zu kribbeln und mein Arm auch – ein Gefühl wie nach einem Zahnarztbesuch, wenn die Betäubung nachlässt, alles kribbelt und ist irgendwie „pelzig“.
Geistesgegenwärtig stellte ich noch fest, dass es nicht etwas mit dem Auge zu tun hat, sondern neurologisch sein müsste. Also gingen wir wieder zur Anmeldung, schilderten meine Beobachtung und nach kurzer Rücksprache mit der Ärztin durfte ich direkt durch, die mir bestätigte das es meinen Augen gut geht. Ich sollte weiter in die Neurologie und mich dort vorstellen.
Es dauerte weitere 1,5 Stunden bis mich eine Neurologin begutachtete und lange Rede kurzer Sinn erst einmal nachhause schickte, weil sie etwas ganz anderes vermutete.
Ich wäre ja auch zu jung für alles andere….
Da ich Krankenhäuser nicht unbedingt mag, war ich auch sehr erleichtert das ich gehen konnte, dazu war schon relativ müde und wollte eigentlich nur noch schlafen.
Ich habe wieder geistesgegenwärtig ein Aspirin genommen, da die Neurologin meinte ich solle Schmerzmittel nehmen und legte mich schlafen.

 

Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, man sollte direkt den Notruf wählen!

 
Am nächsten Morgen fühlte ich mich nach wie vor „komisch“ ich musste mich mehr und mehr darauf konzentrieren wie ich die Sätze ausspreche, es war „schwerfälliger“ und mein Arm kribbelte zwar nicht mehr, fühlte sich aber sehr schwer an.
Da Pfingstsonntag war überlegte ich dann am Dienstag, wenn die Ärzte wieder aufmachen zum Arzt zu gehen – sollte es bis dahin noch komisch sein.
Mittags war ich bei einer Freundin eingeladen die mich bat direkt in das andere Krankenhaus zu fahren, falls es doch was Ernsteres sei. Nach langem hin und her entschied ich mich dann doch dafür. Das hin und her rührte daher, weil 1.) ich mag wirklich keine Krankenhäuser, wenn es aber sein muss gehe ich natürlich hin und 2.) denke ich immer nur als Notfall sollte man ins Krankenhaus und ich schätzte mich selbst nicht als solchen ein.
Als ich ankam, wurde ich auch sehr schnell von einer Neurologin sehr gründlich untersucht, es wurden unterschiedliche Tests gemacht und ich selbst merkte nicht wirklich das ich „anders“ war. Sie testete auch die Sensibilität indem sie mir immer wieder über verschiedene Stellen meines Körpers gleichzeitig strich. Ich merkte den Unterschied, aber dachte das müsse daran liegen das sie jeweils unterschiedlich fest mit der linken und rechten Hand drückt.
Ich erkläre dies alles so ausführlich, weil eben auch das auch ein Symptom sein kann, dass man gar nicht mehr merkt was mit einem nicht mehr stimmt, weil der Körper so darauf konzentriert ist zu „überleben“.
Die Ärztin sagte mir ich kurzer Zeit, dass sie mich auf die „Stroke-Unit“ legen wird, sagte mir aber noch nicht was mir fehlet.
Innerhalb kürzester Zeit war ich dann im MRT und gefühlt im 2 Stunden-Takt kamen die Ärzte die fragten wie es mir geht. Sie hatten da noch die Hoffnung das es sich um einen TIA handeln würde. Ein TIA ist ein „Vorbote“ des Schlaganfalles, indem sich die Symptome binnen 24 Stunden wieder zurückbilden.
Leider war das bei mir nicht der Fall.
Mit jedem Tag und jeder Woche kamen neue Dinge raus die ich nicht mehr konnte.
Ich wurde bereits im Krankenhaus auf den Kopf gestellt. Ich wurde auf Epilepsie getestet, meinen Venen wurden begutachtet und zum Kardiologen musste ich auch. Eine Ursache fand man schon damals nicht und auch nicht bei allen nachfolgenden Tests. Nur bei 1/3 der jungen Menschen findet man meist eine organische, oder genetische Ursache für einen Schlaganfall.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal erwähnen das ich viel Glück hatte, obwohl ich nicht direkt behandelt wurde! Ich empfinde es nicht als „Unglück“ das ich einen Schlaganfall hatte. Ich empfinde es eher als Glück und tiefste Dankbarkeit das es mir so gut geht, wie es mir geht!
Ich habe inzwischen zu vielen anderen jungen Menschen Kontakt aufgenommen die auch früh einen Schlaganfall erlitten haben, bei Jedem verlief es anders. Jede/r hatte andere Symptome. Jede/r eine ganz einen ganz eigenen Weg.
Jede/r hatte andere Defizite. Die Symptome sind natürlich sehr davon abhängig, wo die Durchblutungsstörung im Gehirn stattfand.
Ich denke das gerade deswegen es so wichtig ist sich mit dem Thema auseinander zu setzten. Denn ebenso unterschiedlich alle Schlaganfälle waren, so unterschiedlich ist auch die Regeneration.
Das was durch die Unterversorgung im Gehirn kaputt ist, ist irreparabel. Dafür sucht sich das Gehirn aber andere Bereiche die dann neu lernen, dass was kaputt gegangen ist zu übernehmen –  mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.
Das dieser Lernprozess anstrengend und frustrierend sein kann muss ich sicher keinem sagen! Jeder der Ähnliches erlebt hat fühlt hier gleich, bzw. ähnlich. Bei mir gab es auch immer wieder längere Phasen, zum Teil wirklich Monate, in denen keine Verbesserungen ersichtlich waren und dann von heute auf morgen gab es meist ein riesen Schub. Man brauch einfach Geduld, viel Geduld! Wer mich kennt weiß das dies nicht zu meinen Stärken gehört, aber was das angeht habe ich gelernt geduldig zu sein.
 

Wenn der Schlaganfall das Tempo bestimmt

 
Ich hatte auch bei der Regeneration wie ich finde sehr viel Glück, was natürlich Ansichtssache ist. Aber ich bin froh über die Fortschritte die ich in diesem Jahr machen konnte. Heute geht es mir so gut, dass man mir nichts mehr anmerkt, wenn man auf mich trifft, denn ich kann meine “Defizite”  sehr gut kompensieren und mein Gehirn lernt ja nach wie vor dazu.
 
Die Menschen in meinem engeren Umfeld wissen natürlich wo meine Grenzen sind, ebenso wie meine Therapeuten. Wobei ich sagen muss das ich ohne meine Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden, sowie meinem Neuropsychologen nie dort wäre wo ich jetzt bin. Ich bin Ihnen unglaublich dankbar was für einen tollen Job sie machen und sie sind zudem auch einfach super Menschen. Generell bin ich Dankbar für jeden der mich im letzten Jahr begleitet hat!
Ich hallte außerdem auch nach wie vor an meinem Traum fest nächstes Jahr Berlin wieder mitzulaufen und arbeite jede Woche daran!
#gemeinsamgegenschlaganfall
 

 
 
 
Fotocredit: Momentenjäger Bonn

  • Reply
    Michaela
    3. Juni 2018 at 21:43

    Ach du sch… das ist ganz fürchterlich und gleichzeitig bemerkenswert wie du darüber schreibst.
    Ich habe als Angehörige indirekt mit Schlaganfall zu tun der sehr heftig war und bis heute dauert die Regeneration an. Und dennoch und deswegen bin ich so dankbar das alles gut ist wie es ist. Es könnte alles viel schlimmer sein. Ich bin so dankbar.
    Ich drück dich.

    • Reply
      Andrea
      3. Juni 2018 at 22:22

      Danke liebe Michaela!
      Ja, genau darum geht es mir in dem Post!
      Ich möchte eher dafür sensibilisieren das ich einfach sehr viel Glück hatte, obwohl ich zu erst falsch behandelt wurde und das es immer mehr junge Leute gibt die einen Schlaganfall erleiden! Ich hoffe das Sie direkt ins Krankenhaus fahren und sich nicht so abwimmeln lassen wie ich mich!
      Natürlich darf man auch nicht vergessen das ich den Altersdurchschnitt gewaltig senke. 😉
      Ist bei deinem Bekannten die Linke oder Rechte Seite betroffen? Und Wieland ist der Schlaganfall her?
      Ich kann dir und deinem Bekannten, sowie allen Angehörigen nur viel Kraft und sehr viel Geduld wünschen! Es wird wieder besser selbst wenn man nicht daran glaubt! Es wird hart, aber wenn man kämpft wird man früher oder später immer belohnt. :*
      Wenn du magst kannst du mir gerne auch immer schreiben wenn du reden magst oder fragen hast!
      Liebe Grüße nach Österreich :*

  • Reply
    Susanne
    31. Juli 2018 at 20:52

    Liebe Michaela,
    Ich bin durch Zufall auf deinen Blog gekommen und habe gerade deinen Artikel über Schlaganfall gelesen. Es tut mir sehr leid, dass du einen hattest! Finde es aber ganz große Klasse, das du darüber schreibst und auch alles so genau beschreibst, Symptome und so. Und dadurch ein Bewusstsein schaffst, was viele Menschen nicht wissen!
    Mein Vater hatte leider vor 11 Jahren einen sehr schweren Schlaganfall, sitzt seitdem im Rollstuhl und ist linksseitig gelähmt und kann leider nur noch Telegramm-Stil sprechen. 🙁 Sein Leben war von der einen auf der anderen Sekunde zwar nicht vorbei, aber sehr sehr anders. Ganz so jung wie du, war er zwar nicht, aber 57 ist auch noch viel zu jung, um mit den Folgen eines Schlaganfalls den Rest seines Lebens leben zu müssen.
    Ich wünsche dir für dein Leben weiterhin ganz viel Kraft und das du gut auf dich achtest!
    Ganz liebe Grüße
    Susanne

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